Kirche, sind wir das?

Glaube und Kirchenverständnis

Das Kirchenverständnis ist ja nicht etwas, von dem man von vorne herein behaupten kann, ein Volk oder eine Gruppe hat ein gemeinsames solches.

Kirchenverständnis ist in erster Linie etwas, das das einzelne Individuum, der einzelne Mensch ganz für sich persönlich hat.

Dieses, sein Kirchenverständnis vergleicht der Mensch nun mit jenem Kirchenverständnis welches von den Amtsträgern der offiziellen Kirche postuliert wird. Dabei treten offenbar mannigfaltige Verständnis-unterschiede auf.

Von Leuten die sich zu Gruppen organisieren, weil ihnen diese Themen wichtig sind, werden diese Verständnisunterschiede dann gesammelt und man stellt (fast verwundert) fest, daß es typische Häufungen gibt.

Punkte die von einer großen Gruppe von Leuten die sich selbst als gläubig vermuten, im Gegensatz zur Lehrmeinung der offiziellen Kirche gesehen werden...

Völlig berechtigt aber stehen die offiziellen Vertreter der Amtskirche natürlich auf dem Standpunkt, was „Sache ist“ wird von Gott bzw. der Kirchenleitung in Rom bestimmt (die ja die Nachfolge Christis auf Erden ist) und von sonst niemandem.

Das Volk der Gläubigen hat sich dann gefälligst an diese Lehrmeinungen zu halten. Anderenfalls bleibt kein anderer Weg als der der Trennung, weil dann der Gläubige ja eigentlich kein Gläubiger ist, sondern in Wirklichkeit ein Ungläubiger.

Ungläubige gehören entweder bekehrt, im Notfall mit Gewalt (wie die Geschichte lehrt) oder eben verbannt. Jedenfalls muß die Gemeinschaft der wirklich Gläubigen vor den inhaltsfeindlichen Parolen der Ungläubigen geschützt werden. So weit so gut ...

Man kann sich jetzt fragen, warum eigentlich hat eine offenbar große Gruppe ein falsches Kirchenverständnis?

Die Vermutung liegt nahe, daß dieses Verständnis welches sich ja in seinen Grundzügen im Kindes - und Jugendalter zu bilden beginnt auf einer unvollständigen und somit offenbar bewußt manipulativen Vermittlung der Inhalte beruht.

Wird der Mensch dann reifer, beginnt er selbst die Zusammenhänge zu analysieren und kommt auf jene Probleme die eingangs aufgezeigt wurden.

Jetzt erhebt sich die Frage, vermitteln die Kirchen-lehrer der Jugend dieses verfälschte Kirchenbild in bewußt manipulativer Absicht, sind sie selbst Opfer von Manipulation, oder werden sie ganz einfach aufgrund des „Kirchenlehrplanes“ gezwungen so und nicht anders zu unterrichten (und merken damit vielleicht eine Manipulation selbst nicht einmal bewußt)?

Das typische Bild von Kirche enthält Begriffe wie: Liebe, Güte, Verzeihen, Ehrlichkeit, Nächstenliebe, Hilfe in schwierigen Situationen, Teilen, usw.

Nach der erwähnten Analyse drängen sich andere neue Begriffe auf, die mit den typischen wenig Überlappung haben und damit Fragen aufwerfen...

Die Tätigkeit der Kirchenvertreter wird Seelsorge genannt. Man suggeriert also, sich um das Wohlergehen der Seele kümmern zu wollen.

Die Seelsorge vermittelt sicher stark vereinfacht formuliert, die Message: „Lieber Gläubiger, sei im diesseitigen Leben schön brav, anspruchslos und gehorche, das Jenseits wird dich dafür reichlich belohnen“.

Der Seelenzustand der eingangs erwähnten, die sich selbst als gläubig empfinden aber eigentlich Ungläubige sind, zeugt vom offensichtlich mangelnden Erfolg der Seelsorgebestrebungen, weil scheinbar nicht anspruchslos und gehorchend genug...

Der arme (Un)gläubige steht vor einem Dilemma, welches von dem Schauspiel das die Kirchenfürsten in der Öffentlichkeit vorspielen, noch verstärkt wird.

Statt Antworten ergeben sich neue Fragen, die das Dilemma weiter verstärken.

Einem Vorwurf nämlich können sich die Kirchenfürsten nicht ganz verschließen und zwar in der Lage zu sein, eine recht ausführliche öffentliche Diskussion abzuhalten, von der der durchschnittliche (Un)gläubige gar nicht versteht, ob sie etwas mit den geäußerten Zweifeln zu tun hat.

Etwas anderes kann man ihnen andererseits aber wirklich nicht vorwerfen. Nämlich sie verstünden es, auf die Fragestellungen der Verwirrten in deren Sprache einzugehen und den daraus abgeleiteten erkennbaren Willen, zur Aufklärung der Probleme etwas konstruktives beizutragen zu wollen...

Vor diesem Hintergrund werden verschiedene Zusammenhänge plötzlich logisch. Beispielsweise die Anfechtungen denen populär gewordene Pater ausgesetzt sind und waren.

Diese Pater verstanden Seelsorge fälschlicherweise so, wie es dem volkseigenen Kirchenbild entspricht. Damit wurden sie eigentlich selbst zu Zeugnissen der Ungläubigkeit und damit völlig zurecht von ihren „Chefs“ zurechtgewiesen...

Was soll der Exgläubige und nun aufgrund der Selbsterkenntnis zum Ungläubigen gewordene also nun anderes tun, als „das Handtuch zu werfen“ und einfach aus der Kirche auszutreten. Tatsächlich passiert das auch in hohem Maße...

Weil aber in der Amtskirche nichts geschieht, was nicht durch Rom vorgegeben ist aber seitens Rom aufgrund langsam mahlender Gottesmühlen keine Konzepte für solche Szenarien existieren, steht die Amtskirche diesen Vorgängen völlig hilflos gegenüber...

Für jene die noch nicht den Schritt zum Austritt getan haben ihn aber bereits überlegen, sollte noch folgender Hinweis eine Entscheidung erleichtern.

Der Kirchenbeitrag den man als Mitglied zu leisten hat, wird laut Aussage der Kirche - man kann nur hoffen, daß hier die Dinge klarer sind als bei der Lehrmeinung - zu einem Großteil zur Pflege und Erhaltung von Kulturgut das im Besitz der Kirche steht, genutzt.

Jene die also der Meinung sind, es gehöre auch zu den Pflichten des Bürgers, Beiträge zur Erhaltung von Kulturgut zu leisten, sollten nur geistig austreten, formal aber nicht...

Anmerkung:

Verschiedene erzbischöfliche und sonstige „Vorkommnisse“ sollen hier nicht kommentiert werden, weil „Fehler“ können in jedem System passieren...

Kirche, sind wir das? R1-20000701

Letztes Update: Oktober 2003 - senden Sie mir eine email
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